Die juvenile pubische Symphysiodese ist ein sicheres und wenig belastendes Operationsverfahren zur frühen Therapie der Hüftgelenksdysplasie des Hundes.
Abb. I Welpe mit lockeren Hüftgelenken/ Hüftgelenksdysplasie:
spitzer Azetabularwinkel, geringe Gelenkstabilität
Der Eingriff verändert die Entwicklung des Beckens:
Durch die elektrochirurgische Inaktivierung der Wachstumsfuge des Schambeines beim 16 Wochen alten Welpen stoppt das Wachstum im unteren, vorderen Beckenbereich, während die oberen Anteile der Hüftknochen ungebremst weiterwachsen. Hierdurch kippen die Gelenkpfannen (Acetabula) nach außen über die Köpfe der Oberschenkelknochen. (Abb. II.)
Abb. II Wachstum nach Symphysiodese:
Die Gelenkpfannen schieben sich über die Köpfe der Oberschenkelknochen
rot = inaktivierte Wachstumsfuge, Pfeile = Richtung des Knochenwachstums
Auf diese Weise wird die Entwicklung der Hüftgelenke während der Hauptwachstumsphase des Hundes optimiert. Die Stabilität der Hüftgelenke nimmt zu. Eine bestehende Dysplasie wird im Idealfall bis zur kompletten HD-Freiheit gemindert. Die Gefahr der Arthrosebildung wird deutlich reduziert.
Im Idealfall läßt sich durch den Eingriff eine vollständige HD-Freiheit erreichen. (Abb. III.)
Abb. III Erwachsener Hund nach Symphysiodese:
stumpfer Azetabularwinkel, stabile Hüftgelenke, keine Anzeichen von HD
Die komplikationsarme Operationstechnik bietet somit eine echte Heilungschance für die betroffenen Tiere.
Bei fachlich korrekter Durchführung von Diagnostik, Patientenauswahl und chirurgischem Eingriff liegt die Erfolgsquote bei 80 bis 90 %.
Anders als beim menschlichen Säugling, dem das 6-monatige Tragen einer Spreizwindel zugemutet wird, ist die Belastung für die betroffenen Welpen minimal.
Eine Bewegungseinschränkung nach der Operation ist nur begrenzt notwendig; ausreichender Leckschutz bis zum Fädenziehen genügt in aller Regel.
Die OP gehört seit Anfang 2000 zum Repertoir fortschrittlicher tierärztlicher Kliniken und wird in der Literatur einstimmig als außergewöhnlich komplikationslos, erfolgreich und wenig belastend beschrieben.
Wir können dies nur bestätigen!
Eine wesentliche Grundlage für die Entscheidung zur Symphysiodese ist die Bestimmung des Distraktionsindexes in einem Alter von ca. 16 Wochen (siehe PennHIP®- Verfahren / Früherkennung).
Der Distraktionsindex ist ein Maß für die Lockerheit der Hüftgelenke.
Je lockerer die Gelenke, desto größer ist der Distraktionindex und damit das Arthroserisiko des Hundes.
In Abhängigkeit von dieser Untersuchung wird entschieden, ob ein operativer Eingriff sinnvoll ist.
CT-Aufnahmen der Hüftgelenke eines Cheasepeake Bay Retrievers vor (Abb.1) und 2,5 Jahre nach Symphysiodese (Abb.2).
In Verlauf der Wachstumsphase nach der Operation hat sich das in Abb. 1 schräg stehende, wenig Halt gebende Dach der Gelenkpfanne horizontal über die Köpfe der Oberschenkelknochen geschoben; die Gelenke sind erfolgreich stabilisiert, Arthrosen sind nicht zu erwarten (Abb.2).
(aus: Dueland RT, Adams WM: Effect of pubic symphysiodesis in dysplastic puppies. Vet Surg 30: 201-217, 2001, JPS: GRNews Vol.58 No.6 36-37, 2001)